Wenn du aus einem „normalen deutschen“ Gemeindehintergrund kommst und nun gerne eine Gemeinde-Gründungs-Bewegung sehen möchtest, dann wirst du an einigen Stellen umdenken und anders handeln müssen. Denn wenn wir weiter das tun, was wir bisher getan haben, werden wir weiter die gleichen Ergebnisse sehen wie bisher.
Unter dieser Rubrik fassen wir einige wichtige Erkenntnisse aus unseren Erfahrungen auf dem Weg hin zu einer Gemeinde-Gründungs-Bewegung zusammen.
Übernimm du Verantwortung
Gott hat dich ganz bewusst an den Platz gestellt, wo du jetzt bist. Unter den Menschen, mit denen du in Kontakt bist, gibt es sicherlich viele, die keine Ahnung haben, wer Gott wirklich ist. Gott hat dich als seinen Botschafter in ihr Leben gestellt – jetzt ist es an dir, ob die anderen etwas davon mitbekommen.
Wenn jemand unter deinen Freunden und Bekannten an Gott interessiert ist, dann bist zuerst du dafür verantwortlich, dass er mehr lernen kann. Schiebe diese Verantwortung nicht an Veranstaltungen oder professionelle Gemeindemitarbeiter ab – sondern erzähle du davon, was Gott in deinem Leben getan hat und erkläre du, was Gottes Plan für uns Menschen ist! Wenn jemand interessiert an Gott ist, dann nimm du ihn in dein Leben hinein und übernimm du Verantwortung dafür, dass er mehr von Gott lernen und ihn erleben kann!
Ein sehr gutes Hilfsmittel, um dieses Denken einzuüben, ist ganz einfach: Eine Namensliste, bei der du auf einen Zettel die Namen aller deiner Freunde und Bekannte schreibst. Nimm diesen Zettel jeden Tag in die Hand, bete für jeden auf dieser Liste und überlege, wem du etwas Gutes tun kannst oder wem du von Gott erzählen kannst.
Die Form predigt oft viel mehr als der Inhalt
Kommunikation ist viel mehr als nur der Inhalt der Worte, die wir sprechen. Vieles davon ist uns oft nicht bewusst, aber auch der Rahmen eines Gesprächs oder Treffens sendet Botschaften:
- Wo findet es statt? an einem öffentlichen Ort, in einem gemieteten Veranstaltungsort, in einem Kirchengebäude, im Wohnzimmer, unter freiem Himmel...
- Ist es eher formell oder zwanglos?
- Was ist die Rolle aller Anwesenden? Wer kann was bestimmen, welche Beteiligung ist vorgesehen?
Auch die Tatsache, dass eine Veranstaltung eine Veranstaltung ist, sendet eine Botschaft. Wenn wir zwar in der Gemeinde sagen, dass ein Leben mit Gott eine ganz alltägliche Beziehung ist, aber wir im Wesentlichen zu Veranstaltungen in den Gemeinderäumlichkeiten einladen und anderen unser Gemeindeprogramm zeigen, dann kommt eine ganz andere Botschaft an: Gemeinde und das Leben mit Gott ist eine Sache, die auf Veranstaltungen passiert. Da können wir noch so oft etwas anderes sagen – die Art und Weise unserer Gemeindeaktivitäten predigt viel lauter und deutlicher.
Welche Botschaft ist nach einer Sonntagspredigt bei einem Zuhörer wirklich angekommen? Der Inhalt meiner gut vorbereiteten Rede oder doch mehr die Tatsache, dass seine Rolle die eines passiven Zuhörers ist und das auch seine Perspektive für die nächsten Jahr bleibt?
Wir können von Jesus nicht nur lernen, was er gesagt und gelehrt hat, sondern auch wie er es getan hat. Wie haben Menschen von ihm gehört und ihn kennengelernt? Wie oft hat er zu wem gepredigt? Wie sah seine Beziehung mit seinen Jüngern aus und wie haben sie von ihm gelernt?
Gehorsam ist Gott wichtiger als Wissen
Gehorsam ist ein unangenehmes Wort. Wir haben in unserer Gesellschaft schlechte Erfahrungen damit gemacht und vermeiden es deshalb lieber.
In Johannes 14 und 15 lesen wir davon, wie Jesus viel über Gehorsam erklärt. Er sagt z.B. "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten." (Joh 14,15)
Das heißt: Wir zeigen unsere Liebe für Gott dadurch, dass wir ihm gehorsam sind! In Gottes Reich geht es nicht um Wissen. Gott ist nicht daran interessiert, wie viel wir über ihn und sein Reich wissen und wie viele theologische Bücher wir im Bücherschrank haben. Was Gott uns fragt ist: "Was hast du mit dem, was ich dir anvertraut habe, gemacht?" (siehe Matthäus 25,14-30)
Wenn Gott dir eine Sache offenbart hast und du dementsprechend handelst, dann freut sich Gott darüber viel mehr, als wenn jemand tausend Dinge über ihn weiß, aber mehr als die Hälfte nicht tut. Wissen allein hat in Gottes Reich keinen Wert.
Das Wort "Gehorsam" verliert dann seinen Schrecken, wenn wir darüber nachdenken, wem wir gehorsam sein sollen. Es geht nicht um "blinden Gehorsam" gegenüber einem fehlbaren Menschen. Sondern um Gehorsam gegenüber dem Gott, der diese Welt geschaffen hat, dessen gutes Wesen wir kennenlernen können und auf den wir uns verlassen können.
Zum Nachdenken und Handeln:
Was weißt du alles über Gottes Willen, was du aber (noch) nicht tust?
Lebst du gegenüber deinen Jüngern vor, dass Gehorsam wichtiger ist als Wissen?
Neue Gemeinden gründen!
Bei dieser Überschrift kommt vielen bestimmt zuerst der Gedanke: Wozu das denn?
Wie bei vielen Dingen ist auch hier wieder die Frage: Was ist meine Perspektive? Welche Fragen stelle ich?
Die eine Perspektive sieht, dass wir doch an jedem Ort schon Gemeinden haben, von denen viele auch unter Mitarbeitermangel leiden – die brauchen doch Unterstützung!
Die andere Perspektive fragt: Wie viele der Menschen an diesem Ort kennen Gott noch nicht und haben keine Verbindung mit ihm? Wie viele neue Gemeinden bräuchten wir für alle diese Menschen?
Die Zahl wird vermutlich sehr hoch sein. Wenn wir so weitermachen wie bisher – wie lange wird es dauern, bis wir so viele Gemeinden gegründet haben?
Oft klingt „Gemeindegründung“ in unseren Ohren nach etwas Hochkompliziertem, was nur wenigen Profis vorbehalten ist. Das liegt auch daran, dass in unseren Gedanken Gemeinde oft etwas sehr komplexes ist, mit Gebäude, Personal und viel Bürokratie. Das ist eine Möglichkeit, aber das muss nicht so sein. Gemeinde muss nicht komplizierter sein als damals in der Apostelgeschichte: Eine Gruppe von Nachfolgern von Jesus entscheidet sich, verbindlich gemeinsam Gottes Reich zu bauen. Auch das ist nicht immer ganz einfach, aber mit Begleitung von anderen können das auch „ganz normale“ Menschen schaffen!
Wenn wir es ernst damit meinen, dass dieses Land tausende neuer Gemeinden braucht, dann müssen wir auch entsprechend anfangen, bis die Frage ganz normal wird:
Und, wo gründet ihr als nächstes eine neue Gemeinde?
Statt verständnislosen Blicken kommen dann Antworten wie: „Unter den Stammkunden der Kneipe hinter dem Bahnhof.“ „Unter den Punks aus der Szene.“ „Unter den alleinerziehenden Müttern vom Stadtteil xy.“ „In der Personalabteilung meiner Firma.“ „Im Asylbewerberheim.“ „Im Studentenwohnheim der FH.“
Wenn du die ganzen sozialen Gruppen durchgehst, die in deinem Dorf / deiner Stadt leben, dann wirst du viele finden, die gar keine Gemeinde haben und zu denen auch noch nie jemand gegangen ist, um unter ihnen Gottes Reich zu bauen.
Die Früchte hängen von deinem Lebensstil ab
Hoffentlich jeder schaut manchmal auf geistliche Vorbilder und wünscht sich „So etwas möchte ich auch erleben!“ Wir sind begeistert, wie Gott durch diese Person Wunder tut und die Welt verändert. Und dann nehmen wir ein Stück Erkenntnis, was wir von dieser Person haben und versuchen es umzusetzen – und sind nach einer Weile enttäuscht, dass bei uns nicht die gleichen Dinge passieren. Dabei übersehen wir einen wichtigen Grundsatz in Gottes Reich:
Erwarte nicht die gleichen Früchte wie bei ..., solange du nicht den gleichen Lebensstil lebst.
Diese tollen „Dinge“, die wir gerne sehen möchten, sind in Wahrheit Früchte – und zwar Früchte des Heiligen Geistes. Wenn wir mehr davon wollen, dann gibt es nur einen Weg: Ihm folgen und dem gehorsam sein, was er uns lehrt.
Bei Jüngerschaft nach Gottes Vorstellungen geht es nicht darum, dasselbe wie Jesus zu wissen. Sondern es geht darum, wie er zu sein. Dasselbe gilt genauso für andere Vorbilder: Das Wissen über das, was sie getan haben, bringt uns nicht viel. Wenn wir dagegen einen ähnlichen Lebensstil einüben, werden wir höchstwahrscheinlich auch Schritt für Schritt ähnliche Früchte sehen.
Ein paar Fragen zum Nachdenken, um dem Lebensstil von Vorbildern auf die Spur zu kommen:
- Wie viel Zeit verbringt ... täglich mit Gott?
- Wie vertraut ist ... mit dem Vater im Himmel und wie reagiert ..., wenn Gott etwas sagt?
- Wie oft fastet ...?
- Wie sieht eine typische Woche von ... aus, wofür und in welche Menschen investiert ... seine/ihre Zeit?
- Wer jüngert / mentort / trainiert ...?
- Wie viele Fehler hat … gemacht und wie oft ist ... gescheitert?
- Wie viele Jahre mit diesem Lebensstil hat es gedauert, bis ... diese Früchte sehen konnte?
... und wie sieht das bei mir aus?
weitere Beiträge werden folgen...